Sarkasmus pur beim Neurologen

Ich würde gerne ein Medikament noch mal versuchen. Nebenwirkung ist, dass es zur Rauchentwöhnung genutzt wird. Ich habe das schon mal genommen, allerdings suizidal drauf reagiert. Ok das lief bei fast jedem Medikament so. Ok bei diesem extrem. Faszinierend daran war, dass mein damaliger Arzt relativ klar sagte, dass ich da sein Versuchskanninchen bin. Von der Suizidalität habe ich ihm auch nichts gesagt. Frau Sonnenschein wusste, dass es mir damit mies geht. Ich soll mit dem Arzt darüber sprechen. Musste ich ihr auch versprechen. Sie hat ihn allerdings auch noch informiert.

Ich saß bei ihm, las von einem Zettel ab, dass Frau Sonnenschein mich gebeten hat, ihm zu sagen, dass es mir damit mies geht. Er wollte wissen ob ich Suizidgedanken habe. Ich saß da, heulte, dachte nur ich will tot sein, ich will tot sein …. und sagte ihm brav, dass der Tag schön ist, es mir gut geht und ich mich von Suizidgedanken distanzieren kann. Hätte er nur ein Wort dazu gesagt, hätte ich ihm an den Kopf geknallt, dass er mit seiner Aktion meiner Verlegung auf eine Geschlossen mit allem drum und dran doch genau das wollte. Aber er sagte dazu nichts.

Mittlerweile gibt es in der Horrorklinik die Anweisung, vor der Gabe des Medikamentes ist ein EEG zu machen. Erst hieß es, dass muss bei einem ambulanten Neurologen gemacht werden. Dann hieß es, man kann mich quasi hausintern an das Medizinische Versorgungszentrum überweise und die machen das EEG. Ich dackelte also Anfang Dezember mit der Überweisung dort hin. Nein ein EEG machen sie nicht. Ich muss erst dort zu einem Neurologen. Eine anwesende Psychiaterin, die mich zumindest vom Sehen kannte, sagte mir das auch noch mal. Und wenn der Neurologe mit mir gesprochen hat, dann würde man mich zum EEG überweisen, welches allerdings nicht bei ihnen statt findet, sondern auf einer anderen Station. Weiteres Highlight, besagter Neurologe ist nur Freitags im Versorgungszentrum. Ich bekam einen Termin für Gestern.

Mittlerweile hatte die PIA auch rum telefoniert, ob man mich nicht direkt zum EEG schicken kann. Denn es kam allen unsinnig vor, dass es ja eine klare Anweisung vom Chef der Psychiatrie gibt, dass eben vor Gabe des Medikamentes ein EEG gemacht werden muss und ich trotzdem vorher zu einem Neurologen musste. Was aber nichts änderte.

Der Name des Arztes kam mir bekannt vor. Ein Arzt der früher auf einer der Geschlossenen gearbeitet hat. Jeder der mit ihm Kontakt hatte, berichtete nur Gutes. Auch meine Betreuerin bestätigte das. Und ich harrte der Dinge.

Erst mal durfte ich 30 Minuten warten. Zum Glück habe ich mir keinen Fahrschein geliehen, denn damit wäre ich nie pünktlich zurück gewesen. Der Arzt war sehr nett. Ich war so frei und habe in der PIA darum gebeten, mir eine Überweisung ohne Diagnosen zu geben. Die standen auf der ersten nämlich drauf. Faszinierend war allerdings, dass das reichlich Diagnosen waren, zum Teil Verdachtsdiagnosen. Alle verschlüsselt. Leider habe ich die Überweisung verloren. Ich hätte da gerne nach gegoogelt.

Der Arzt fand die Aktion und das hin und her auch doof. Sagt aber, die dürfen nur ein EEG machen, wenn ein Neurologe überwiesen hat. Ansonsten haben wir sehr nett geplaudert. Ein paar sarkastische Bemerkungen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Diagnosen durfte ich klar auch nennen. Borderline, Depressionen, Medikamentenabhängigkeit.

Wir hatten unseren Spaß. Ich bedaure es, dass der Arzt damals nicht auf der Geschlossenen war, als ich dort war. Dann wäre manches anders gelaufen. Und irgendwie macht das wehmütig.

Wir sprachen auch darüber, warum Borderlinepatienten gerne generell erst mal abgelehnt werden. Er meinte, dass es eben so sei, dass viele im Team eben frustriert seien, weil man bestimmten Patientengruppen nicht wirklich helfen kann. Ich konnte mir kurz vor Abschluss nicht verkneifen zu sagen, dass Wunderärztin die Borderlinediagnose anzweifelt und die Klinik auch nie eine Testung gemacht hat.

Besonderen „Spaß“ hatten wir an der Medikamentenabhängigkeit. Ich nannte das Medikament und er fragte prompt nach Tavor. Der typische ungläubige Blick wenn ich sage, das Zeug hat Null Wirkung. U.a. sagte ich aber auch, dass ich Diclofenac nicht vertrage. Ich dann so, statt dem nehme ich nun Medikament X. Dieses macht ebenfalls hochgradig abhängig und das weiß ich auch. Allerdings bleibt nach Diclofenac nicht mehr viel. Und ich nehme es an sich nicht regelmäßig.

Er machte sich Sorgen von wegen macht abhängig usw. Allerdings meinte er, ich habe ja klar gesagt, dass ich das Schlafmittel nicht genommen hätte, wenn ich gewusst hätte, dass ich so abhängig davon werde. Deshalb sei die Gefahr noch mal von was anderem abhängig zu werden wahrscheinlich nicht so groß.

Ich meinte dann, er soll es mal so sehen. Die Chancen das ich einen Arzt finde, der mir dieses Schlafmittel in solchen Massen unkontrolliert verschreibt, wie mir die Horrorklinik mein Schlafmittel in unkontrollierten Mengen verschreibt, seien sehr gering. Der Blick sprach Bände ala ihm ist bewusst, wie sorglos dort Medikamente verschrieben werden. An irgendeinem Punkt meinte ich, ich könnte damit handeln*g*

Ach ja nun brauche ich nur noch den Termin fürs EEG. Ich befürchte, ich werde auch daran meine Freude habe. Ach ja der Neurologe war aber froh das ein EEG gemacht wird, da sowohl das Schlafmittel, von dem ich abhängig bin, wie auch das zur Zeit eingenommene Antidepressiva Krampfanfälle wohl vermeidet oder das Risiko minimiert.